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AutorenbildFranziska Stebler

Ich gönne mir jetzt eine Krise

Achtung, ab hier wird es persönlich. Falls du dich nicht für mein Innenleben interessierst, bitte ab hier NICHT weiterlesen.


Pfingsten, draussen pfeifen die Vögel und die Blumen blühen wunderbar. Ich sitze Abends drinnen vor dem PC und arbeite an meinen neuen Workshops rund um Konflikte. Da kommt mein Ex-Freund rein (ja, ich wohne aktuell mit meinem Ex-Freund zusammen) und schaut, was ich da so mache. Sein Kommentar: "Schreibst du nur alles aus den Büchern ab oder gibst du auch was persönliches in die Workshops rein?". Uj, das hat mich schon mal recht getroffen. Ein wunder Punkt, da ich ja noch gar nicht so viel Erfahrung im professionellen Konfliktmanagement habe, im Kopf aber unglaublich viele Bücher bereits einsortiert habe. Er hat eigentlich nur laut ausgesprochen, was ich auch innerlich gedacht habe.


Das war nicht der erste Seitenhieb an diesem Tag, bereits am Nachmittag sind wir uns schon zünftig in die Haare geraten (im übertragenen Sinn).


Als ich dann zum Abschluss des Tages einen Liebesfilm im Fernseher geschaut habe, mit einem Unhappy-End, da ist es aus mir rausgebrochen. Zuerst musste ich um die zwei verlorenen Seelen weinen und plötzlich ist ein Damm in mir gebrochen. Ich musste heftig weinen, dabei habe ich eine grosse Traurigkeit neben meinem Herzen gespürt.


Ich habe diese Traurigkeit wahrgenommen, mich mental neben sie hingesetzt und gesagt: "Was macht dich so traurig? Was brauchst du, damit du sein kannst?". Und da ist es aus ihr herausgebrochen, alles das, was in der letzten Zeit nicht SEIN durfte. Wo ich meine Träume, Bedürfnisse und Wünsche (noch) nicht erfüllt habe, wo ich Sehnsüchte und Bedürfnisnot spüre.


Ich habe den Weinkrampf und die innere Stimme, die da all das Schwere von sich gegeben hat, machen lassen.


Plötzlich habe ich wahrgenommen, das da in mir drin noch etwas anderes ist, etwas helles, leichtes. Und dieses Wesen hat gesagt: "Vertraue dem Prozess. Alles was jetzt da ist, darf da sein". Was dazu führte, dass ich kurz mit weinen aufhörte und eine Erleichterung verspürt habe. Und dann hat mich der Weinkrampf wieder gepackt.


Diese Wellen von Trauer und Leichtigkeit haben sich abgewechselt. Und irgendeinmal habe ich gespürt, die Traurigkeit neben meinem Herzen ist kleiner geworden, weniger schwer. Ein "Ziegelstein" hat sich gelöst und ist wie mit einem Luftballon (wie Felicitas Ambauen sagt) davongetragen worden.


Heute, einen Tag später, spüre ich in mir wie eine wunde Stelle. Dort wo die grosse Traurigkeit war. Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf diese Stelle richte, kommen einzelne Tränen, aber es ist schon vieles klarer und leichter. Die Krise ist am Abklingen.


Mit einwenig Abstand kann ich sehen:


  • dass es mir auch in dieser Krise gelungen ist, mich nicht vollkommen mit meinen Gefühlen zu Identifizieren.

  • dies ermöglichte, dass die heilenden Kräfte in mir drin wirksam werden konnten. Dank deren ich mich relativ rasch aus dem Krisenmodus manövriert habe.

  • dass ich die Tools, die ich mir in ruhigen, hellen Zeiten für den inneren Hausputz angeeignet habe, sich in der Krise als wichtige Krisenmanagement-Tools bewährt haben.

  • ich habe einiges über mich Erfahren von dieser Traurigkeit, das ich jetzt in Ruhe sortieren und integrieren kann.

  • das diese Krise mir die Energie schenkt, die ich brauche, um weiterhin meinen ganz persönlichen Weg zu gehen.


Die gute Nachricht ist: als ich heute an den Inhalten für die Konflikt-Workshops weitergearbeitet habe, sind die Themen nur so geflossen. Und vieles konnte ich mit persönlichen Denkmodellen und Erfahrungen ergänzen und stärken.


Und zum Schluss: Ich will mit diesem Text nicht meinen Ex-Freund in die Pfanne hauen. Nix liegt mir ferner. Er hat einfach nur die wunden Punkte bei mir getroffen. Meine Haltung ist, möglichst die Botschaft vom Botschafter zu trennen. Auch dann, wenn es schwerer fällt 😀.


Wann hast du dir das letzte Mal eine Krise gegönnt?

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