Der gegenwärtige Moment, das Hier und Jetzt, ist der einzige Moment, den es je geben wird. Die Zukunft existiert nicht und auch die Vergangenheit ist vergangen, also vorbei. Die Zukunft und die Vergangenheit sind mentale Gedankenräume, in denen wir uns sehr oft aufhalten. Aber hast du Zukunft schon mal erlebt? Oder ist die Vergangenheit je zurückgekommen und du konntest etwas darin verändern? Ich habe beides noch nicht erfahren.
Das Leiden unsere Gesellschaft ist, dass wir alle sehr stark mit unseren Gedanken und Gefühlen unbewusst in diesen beiden Gedankenräumen behaftet sind. Dies führt dazu, dass viele von uns fast nie im gegenwärtigen Moment sind. Wir verpassen so zu sagen das einzige, das es wirklich gibt. Das Hier und Jetzt. Dieser Verlust ist immens, wir spüren tief in uns, dass etwa Elementares fehlt.
Mittel zum Zweck
Oftmals dient der gegenwärtige Moment nur «als Mittel zum Zweck». Wir sind mental bereits in einer erwünschten Zukunft und das jetzige Handeln dient einzig und alleine dazu, diese Zukunft zu erreichen. Beispielsweise packe ich die Weihnachtsgeschenke ein, bin aber gedanklich bereits am Weihnachtsfest, wenn diese Geschenke wieder ausgepackt werden. Oder ich reise am Morgen mit dem Zug ins Büro und bin gedanklich bereits im Büro und sortiere gedanklich meine Aufgaben und Termine für den Tag ein. (Und bin ich im Büro, denke ich bereits an den Feierabend oder das Wochenende. Usw. ) Mein Körper erledigt was, aber meine Gedanken, also mein Geist, und mein Herz ist an einem anderen Ort in der Zukunft. Und von diesem zukünftigen Moment ersehne ich mir die gewünschte Zufriedenheit. Kennst du dieses Verhalten? Ich habe es jahrzehntelang intensiv praktiziert 😀.
Auch das Verweilen in der Vergangenheit ist sehr verlockend. Vergangene Erlebnisse in Gedanken immerfort zu analysieren, ist äusserst beliebt. Die gedankliche Suche nach Schuldigen, "warum haben sie nicht ...", "das ist so nicht richtig ...", "das hätte mir so nicht passieren dürfen ..." - tiefen seelischen Verletzungen unbewusst immer wieder neue Energie zu geben ist weit verbreitet. Es spricht nichts dagegen, mal einmal Bilanz zu ziehen und dann das Ereignis loszulassen. Problematisch ist, dass wir es 1000 x mental wieder durchleben, oft sogar noch viel öfter über Jahrzehnte uns damit quälen. Auch ich habe äusserst schwierige Erlebnisse in der Vergangenheit erlebt, wie wir alle, die mich jahrzehntelang gequält haben.
Dank persönlicher Entwicklung und Reflexion meines Erlebens ist mir dieser Raum, das Hier und Jetzt bewusst und spürbar geworden. Es ist bestechend einfach, das Hier ist immer dort, wo mein Körper ist und sobald sich mein Geist (Verstand) und mein Herz ebenfalls an diesem Ort befinden, bin ich jetzt ganz da. Ganz gegenwärtig im Hier und Jetzt.
Sobald ich diese Zentriertheit erreicht habe, ist es, als ob ich mich im Leben einklicke. Alles bekommt mehr Farbe, mehr Energie und ist echter. Mein Erleben erfüllt mich stark und was ich tue, wird weniger wichtig, viel mehr bekommt die Handlung selbst, wie ich etwas tue, viel mehr Gewicht. Endlich habe ich den Spruch verstanden: Es ist nicht wichtig, was wir tun, sondern wie wir es tun. (Wobei «verstanden» hier nicht korrekt ist, da es neben meinem Verstand ein ganzheitliches Annehmen ist).
Stress erkennen und lösen
Mittlerweile habe ich in mir selbst Zeichen erkannt, die mir helfen, festzustellen, wann ich zu tief in diese fiktiven Gedankenräume Vergangenheit oder Zukunft abdrifte. Körperlich nehme ich eine Spannung wahr, so wie ein Faden, der von mir aus zu diesen mentalen Orten führt. Und wenn ich mich zu intensiv mit diesen Orten in der Zukunft oder Vergangenheit beschäftigte, fühle ich, wie der Faden sich zu fest spannt. Es zieht mich innerlich dann in die entsprechende Richtung. Dieses Ziehen benenne ich heute mit «Stress». Sobald mir dieses Ziehen bewusst wird, kann ich mich dazu entscheiden, mich ganzheitlich (mit Verstand, Körper und Herz) mehr dem Hier und Jetzt zuzuwenden. Und ich spüre, wie das Ziehen sofort weniger wird. Dies gelingt mir nicht immer, aber immer öfter.
Mehr Leben im Wirken
Ich erkenne, viele Menschen leiden heute an diesem Verlust des Hier und jetzt. Sie sind gefangen in ihren fiktiven Gedankenräumen. Ab und zu erleben sie mal so einen «Hier und jetzt»-Moment, oft wenn sie sich ausserhalb ihrer gewohnten Abläufe etwas Neuem oder intensivem hingeben. Ferien fern der Heimat, intensive sportliche Betätigung, Naturerlebnisse, rauschende Partys oder erfüllende Hobbys sind Orte, wo sie fündig werden.
Wäre es nicht wunderbar, wenn wir auch im Alltag ganz oft solche «Hier und jetzt»-Momente integrieren könnten? Also Achtsamkeit unser tägliches Erleben wird? Wir wieder mehr Leben im Wirken haben?
Die Welt würde eine andere sein, davon bin ich überzeugt ❤️.
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