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  • AutorenbildFranziska Stebler

Eskalationsstufen und Lösungsansätze

Aktualisiert: 23. Apr.

Konflikte zu verstehen und unserem persönlichen Umgang mit ihnen, das macht den Unterschied in zwischenmenschlichen Herausforderungen. Spannungen und Konflikte sind in unserem Leben alltäglich. Mit ganz vielen davon können wir auf eine konstruktive Art und Weise umgehen. Wir sprechen Differenzen an, wir nehmen kleinere Eskalationen wahr und verhalten uns so, dass es der Deeskalation und Lösung dient. Beispielsweise finden wir im Dialog Lösungen, die für alle Konfliktparteien passen, wir geben nach, wir ziehen uns zurück, wir vergeben und lassen los.


Doch spätestens, wenn es uns nicht mehr gelingt, konstruktiv den einen oder anderen Konflikte zu lösen, sind Wissen um die Konfliktdynamiken und -eskalationen sowie Methoden zur Deeskalation der Konflikte ein wichtiges Handwerkszeug. Sonst eskaliert der Konflikt unbeabsichtig immer mehr. Wie ein Hefeteig - wenn wir uns nicht darum kümmern, geht er immer mehr auf.


Zuerst hören wir Friedrich Glas zu, wie seine Perspektive auf die Konflikte, ihre Entstehung und die Eskalationen, die persönliche Konfliktkompetenz und die Essenz einer konstruktiven Streitkultur aussieht:



Treiber für Konflikteskalation

Die wichtigsten Treiber der Konflikt-Eskalationsprozess sind:


  1. Innere Widerstände, Emotionen und Handlungen im Affekt Immer mehr lassen sich die Konfliktparteien in den konfliktären Situationen von ihren innneren Widerständen, Affekten und Emotionen leiten. Das Reiz-Reaktions-Muster wird immer schwieriger zu brechen. Die bewusste Selbststeuerung, das rationale Denken nimmt ab. Die Konfliktparteien spiegeln einander die schwierigen Themen und unterstellen sie gleichzeitig einander.

  2. Streitpunktlawine Die Streitpunkte-Liste wird während der Eskalation immer länger. Teilweise stecken sie sich gegenseitig an. Dies kann bewusst oder unbewusst geschehen.

  3. Arena weitet sich aus Die soziale Arena, also dort, wo der Konflikt ausgetragen wird, weitet sich immer mehr aus. Zuerst ist es vielleicht ein persönlicher Konflikt zwischen zwei Teammitgliedern, in den das Team über die Zeit miteinbezogen wird. Und wer in den Konflikt eintritt, bringt eigene Interessen (und Streitpunkte) mit ein.

  4. Pessimistische Antizipation Die Konfliktparteien machen sich immer mehr auf der schlimmste gefasst. Sie rüsten sich dafür auf, um nicht unterlegen zu sein, sofern es den eintrifft. So befeuert sich der Konflikt auf eine unheimliche Art selbst.

  5. Simplifizierung Eine kognitive Komplexitätsreduktion spielt sich ab. Das erlebte wird auf wenige, sehr schmerzhafte Momente oder Themen reduziert. "Es geht doch nur noch um eines .... !".

  6. Personifizierung Was oft auf der Sachebene startet, dehnt sich auf die Beziehungsebene aus. Schwierige Gefühle und Emotionen schwingen bei allem mit (siehe Punkt 1). Je mehr diese Beziehungebene aufgeladen ist, desto mehr Personifzierung findet statt. Der Fokus zeigt immer mehr auf einige wenige "Drahtzieher". Eine Verlagerung der Tat auf die Täterin / der Täter findet statt.

  7. Wie du mir - so ich dir! Zwischen den Konfliktparteien wird Auge um Auge und Zahn um Zahn gestritten. Doch je länger der Konflikt dauert, desto weniger übernehmen die Konfliktparteien die Verantwortung für ihre Taten und Worte. Es entsteht eine "dämonisierte Zone" (für diese Worte / Handlungen wollen beide Parteien keine Verantwortung übernehmen). Bei jedem Schlag muss die Dosis steigen, da sonst die geforderte Wirkung ausbleibt.

  8. Das Befürchtete wird Realität Durch Überreaktion des Aufrüstens wird ungewollt gegenseitig noch mehr (verbale & physische) Gewalt provoziert.


All diese Eskalationstreiber forcieren, dass der Konflikt immer mehr eskaliert.


Die 9 Eskalationsstufen


Friedrich Glasl spricht von 9 Konflikteskalationsstufen, der Konflikt eskaliert in die Tiefe. Wobei diese Eskalation nicht ein allmähliches, unbemerktes Abgleiten ist, sondern die Schwellen bewusst erlebbar sind. Wir wissen und spüren im Konflikt intuitiv, mit welchen Worten oder Taten wir jeweils die nächste Stufe gezündet haben. Dies lässt sich, zum Beispiel in einer Mediation, mit den Konfliktparteien aufarbeiten.




Konfliktstufe

Beschreibung

  1. Verhärtung

Standpunkte verhärten zuweilen und prallen aufeinander. Zeitweilige Ausrutscher passieren. Das Bewusstsein der bestehenden Spannungen bewirkt ein Krampf. Es herrscht die Überzeugung vor, dass die Spannung durch Gespräch lösbar sei. Die Selbstheilungskräfte sind noch aktiv. Kooperation ist (noch) grösser als Konkurrenz.

2. Debatte und Polemik

Es findet ein Dualisieren im Denken, Fühlen, Wollen statt. Schwarz-Weiss-Denken nimmt zu. Verbale Gewalt mit Taktiken: So tun, als ob rational argumentiert wird. Man will der Gegenpartei imponieren, sie aber nicht beherrschen. Kooperation und Konkurrenz wechseln sich ab.

3. Taten statt Worte

Reden hilft jetzt nichts mehr, also müssen Taten folgen. Die Diskrepanz zwischen verbalem und nonverbalem Verhalten nimmt zu. Die Gefahr der Fehldeutung ist Realität. Eine pessimistische Erwartung aus Misstrauen bewirkt eine Beschleunigung der Aktionen. Einfühlungsvermögen geht verloren. Die Konkurrenz ist jetzt grösser als die Kooperation.

4. Sorge um Image & Koalition

Die Bilder über die andere Partei festigen sich. Sie manifestieren negative Rollen und bekämpfen diese. Die Kompetenz des Gegners wird abgewertet. Es wird eine Imagekampagne betrieben, Gerüchte werden gestreut. Verabsolutierungen in den Worten "immer" und "nie" manifestieren sich.

5. Gesichtsangriff und -verlust

Ab hier wird es persönlich. Ein Angriff auf die persönliche Integrität findet statt. "Kriminell! Krankhaft! Scheusal! Verrat! Betrug!". Die gegenseitige Verteufelung nimmt massiv zu. Verlust der Aussenwahrnehmung bewirkt die Isolation in der "Ego-Höhle". Streitpunkte werden zu Fragen der Ideologien, der heiligsten Werte und Prinzipien.

6. Gewaltandrohung, Erpressung

"Wie du mir - so ich dir!" Spirale von Drohung und Gegendrohung lebt. Ein grosser Stress durch Ultimatum und Gegenultimatum, die Ereignisse überstürzen sich. Man erlebt sich in der Ohnmacht und der Mächtigkeit gleichzeitig.

7. Begrenzte Vernichtungsschläge

Ab dieser Stufe ist das Gegenüber kein Mensch mehr. Die Durchführung begrenzter Zerstörung wird als "passende Antwort" möglich. Ein Abrutschen in die Illegalität findet statt.

8. Zersplitterung und Zerstörung

Der Zusammenbruch des feindlichen Systems soll bewirkt werden. Vitale Systemfaktoren oder Organe zerstören, wodurch das System unkontrollierbar und unsteuerbar wird. Die gänzliche Zerstörung wirtschaftlich, seelisch-sozial und geistig ist das Ziel.

9. Gemeinsam in den Abgrund

Jetzt wird alles vernichtet. Der Feind soll vernichtet werden, auch zum Preis der Selbstvernichtung. Es gibt kein Weg mehr zurück.


Die 3 Phasen der Eskalation

Diese 9 Eskalationsstufen sind aufgeteilt in 3 Phasen, die beschreiben, wie hoch die Selbstheilungskräfte sind und die Möglichkeit, dass potenziell alle Konfliktparteien bei den Lösungen berücksichtigt werden können:

Phasen

Eskalationsstufen

Beschreibung

Win - Win

1 - 3

In dieser Phase geht es noch um das Wohlergehen aller Beteiligten. Die Überzeugung herrscht vor, dass beide Gegner als Sieger aus dem Konflikt hervorgehen können. Ab Stufe 3 sind die Selbstheilungskräfte des sozialen Systems angeschlagen und herausgefordert. Die fehlende Distanz zum Konflikt macht es den Konfliktparteien schwierig, den Konflikt alleine zu lösen. Ab hier braucht es eine externe Begleitung.

Win - Lose

4 - 6

Die Überzeugung ändert sich. Die Idee, dass nur noch einer gewinnen kann, tritt in den Vordergrund. Alle Bemühungen konzentrieren sich auf den Sieg. Ab Stufe 5 sind die Selbstheilungskräfte des sozialen Systems nicht mehr intakt.

Lose - Lose

7- 9

In dieser Phase ist bekannt, dass keiner gewinnen kann. Es geht jetzt nur noch darum zu schauen, dass dem Gegenüber der grössere Schaden als einem selber zugefügt wird.

Die 9 Eskalationsstufen in den 3 Phasen in kürze Dargestellt:




Konflikte lösen

Folgendes kann zur Deeskalation und Lösung eines Konfliktes angewendet werden:

Eskalationsstufe

Konflikte lösen

  1. Verhärtung

  • Ein lösungsorientierter Blick auf abweichende Sichten hilft, den eigenen Widerstand zu überwinden. Nicht der Konflikt ist das Problem, sondern unser Umgang mit dem Konflikt.

  • Das Thema ansprechen und im wertschätzenden Dialog klären. Sonst übernimmt der Konflikt die Oberhand. Aus "wir haben einen Konflikt" wird "der Konflikt hat uns".

  • Befähigen Sie Führungskräfte und Mitarbeitende, unterschiedliche Sichten auszudiskutieren, so kann der Mehrwert von Unterschiedlichkeit im Team und im Projekt für den Unternehmenserfolg genutzt werden.

2. Debatte und Polemik

  • Sprechen Sie ihre Wahrnehmung gegenüber den Konfliktparteien aus.

  • Signalisieren Sie Gesprächsbereitschaft.

  • Bauen Sie Vertrauen auf, indem mit den Parteien Sichtweisen, Gefühle und Bedürfnisse geteilt und verstanden werden.

  • Achten Sie darauf, mit Ihrem Verhalten den Konflikt nicht zu befeuern.

  • Initiieren Sie eine Teamentwicklung bzw. ein Teamcoaching, allenfalls durch eine externe Begleitung. Nehmen Sie mit mir Kontakt auf.

  • Um sich einen lösungsorientierten Blick auf die Situation zu bewahren, kann es hilfreich sein, mit einer neutralen Gesprächspartnerin ein lösungsorientiertes Mindset und einen gemeinsam getragenen Lösungsweg zu erarbeiten.

  • Konfliktmoderationen und -workshops können die Dialogfähigkeiten und die Empathie wieder herstellen.

  • Falls Sie überfordert sind, wenden Sie sich intern an Ihre Vorgesetzten oder eine Fachstelle.

3. Taten statt Worte

  • Beachten Sie, dass Menschen unterschiedlich mit eskalierten Konflikten umgehen. Schulen sie andere und sich selbst darin, das eigenen Konfliktverhalten bewusster wahrzunehmen.

  • Möchten Sie den Konflikt schlichten, dann verabschieden Sie sich von der Klärung der "Schuldfrage".

  • Nehmen Sie mit mir Kontakt auf. Ich helfe Ihnen und Ihrer Organisation, eine Lösung zu finden.

4. Sorge um Image & Koalition

  • Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, das Problem würde sich von selbst lösen.

  • Seien Sie achtsam, ob sie die Machtkarte ziehen wollen oder nicht doch den Weg über den Dialog wählen wollen.

  • Nehmen Sie mit mir Kontakt auf. Ich helfe Ihnen und Ihrer Organisation, eine Lösung zu finden.

5. Gesichtsangriff und -verlust

  • Diese Dynamiken in der Organisation haben meistens Auswirkungen im grösseren Kreis. Seien Sie jetzt besonders achtsam, wie sie handeln. Es strahlt weit in die Organisation aus und trägt viel zur Kulturbildung bei.

  • Steigt die Anzahl von offenen und verdeckten Konflikten im Unternehmen? Werden Konflikte zu lange ignoriert? Dies sind Zeichen, dass ihre Führungskräfte und Mitarbeitende noch nicht ausreichend über Konfliktkompetenzen verfügen.

  • Ich biete Workshops und Trainings zu Konfliktkompetenzen an. Sie sind mit einer grossen Portion Praxis angereichert, da nur das Erleben der Dialogfähigkeit sowie eine intensive Selbstreflexion auch Wirkung im Alltag entfalten kann.

  • Zum eskalierten Konflikt biete ich Ihnen gerne eine Konfliktberatung sowie Mediation an.

6. Gewaltandrohung, Erpressung

  • Manche Unternehmen reagieren mit Versetzung oder Kündigung einer Konfliktpartei. Ich weiss, dass dies langfristig nicht helfen wird. Aus systemischer Sicht wird das ungelöste dahinterliegende Problem in anderer Form wiederauftauchen.

  • Die Möglichkeit den Konflikt intern zu lösen, ist überschritten. Kollegen und Kolleginnen werden von den Parteien als befangen erlebt. Schalten Sie spätestens jetzt eine neutrale allparteiliche Wirtschaftsmediatorin ein. Wir helfen den Parteien, den Blick weg von der Schuldfrage hin zur Lösung zu richten.

weitere Eskalationsstufen

Sind mit mehr Teil meiner Kompetenzen und deshalb hier nicht mehr beschrieben.

Die oben genannten Lösungsansätze finden im Aussen statt, werden angeleitet oder im Dialog erforscht.


Jeder Mensch kann auch in sich innen (in seiner Seelenrealität) an nachhaltigen Veränderungen arbeiten, die die Konfliktkompetenz im aussen stärkt. Hier sind meine Ideen und Impulse, die ich alle selbst an mir erprobt habe:



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