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AutorenbildFranziska Stebler

Widerstand ist ein Beziehungsangebot

"Widerstand ist ein Beziehungsangebot"


- dieser Satz ist mir beim Lesen des Buches Mitschwingen und Dazwischengehen von Mechtild Erpenbeck direkt ins Auge gestochen. Dieser Satz hat mich sofort sehr fasziniert, ja mich zum Nachdenken angeregt.


Tatsächlich, als Moderatorin oder Prozessbegleiterin in einer Team-Mediation (oder ähnlichem) treffe ich oft auf Menschen, von denen ich Widerstand wahrnehme. Der zeigt sich in ihrer Körperhaltung, beispielsweise mit verschränkten Armen und verschränkten Beinen dazusitzen. Oder wenn ich die Gruppe zu einer Übung auffordere und eine Person äusserst widerwillig daran teilnimmt. (<-- bitte darauf achten, wie ich das Verhalten der Person beschreibe. Das impliziert ja schon eine eher schwierige Bewertung 😉. Die Auflösung folgt aber gleich).


Die spannende Frage ist, welche Wirkung hat diesen Widerstand auf mich? Gelingt es mir, den Widerstand nicht persönlich zu nehmen, sondern bei mir in der Ruhe zu bleiben und den Widerstand als das zu lesen, was er ist - ein Beziehungsangebot. Im Fachjargon nennt sich dieser innere Vorgang "Reframing". Mit dieser offenen, neugierigen Haltung kann ich in Kontakt / Beziehung mit der Person treten und sie fragen: "Ich nehme wahr, du bist noch nicht aufgestanden und hast dich noch nicht einer Gruppe angeschlossen. Fühlst du dich unsicher, weil dir noch nicht klar ist, was genau die Aufgabe ist?" Und ich bin mir sicher, die Person fühlt sich gesehen und verstanden und wird dank des Reframings und der gewaltfreien Ansprache mit mir in einen konstruktiven Dialog treten.


Dies alles und vieles Spannende mehr findet ihr im obigen Buch. Unbedingt lesenswert.


Wie Aussen so innen

Das, was mich aber so richtig fasziniert hat, an der Aussage "Widerstand ist ein Beziehungsangebot", ist sein Wirkungsfeld. Den, was im Aussen zählt, stimmt auch im innen. Wie oft habe ich in mir drinnen, also in meinem Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Sein Widerstand wahrgenommen, aber nicht gewusst, wie ich damit umgehen soll!


Und die Idee, den inneren Widerstand als eine Aufforderung zur Beziehungsaufnahme zu lesen, wäre mir bis vor einigen Jahren nicht im Traum in den Sinn gekommen. Heute weiss ich, dass die Botschaft im inneren Widerstand exakt dies ist. Widerstand sagt mir immer: "Nimm mich wahr!", "Spüre in mich hinein", "Komm zu mir nach innen und sitze neben mir hin und verweile ein wenig neben mir.", "Lass mich dir eine Geschichte, ein Bild, ein Gefühl erzählen", "Ich brauche deine Aufmerksamkeit", "Ich brauche mehr Ruhe", "Ich brauche ...." .


Sobald ich die Beziehung zum Widerstand im Inneren bewusst aufnehme, mir dabei Zeit und Ruhe gönne, löst sich in meiner Erfahrung der Widerstand sehr oft auf. Weil die Energie im Widerstand befreit wird, die Botschaft ist beim Empfänger (mir) angekommen.


Sehr oft hilft mir die Botschaft, mich und meine Bedürfnisse besser zu verstehen und stimmiger in meinem Leben zu integrieren.


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